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Hier in den USA (= United States of America) ist es sehr beliebt, Abkuerzungen fuer von vorne herein unnoetig umstaendliche Begriffe in der Alltagssprache zu benutzen. Zum Beispiel PDA = Public Display of Affection = Austausch von Zaertlichkeiten oder Kuessen in der Oeffentlichkeit. Oder FYI = for your information = nur damit du bescheid weisst. TMI = too much information = Sachen, die man lieber nicht wissen wollte.
Langsam lerne ich immer mehr dieser kryptischen Buchstabenkombos. TMI habe ich im ersten Trimester meiner Schwangerschaft gelernt. Waehrend ich schonungslos ueber alle Vorgaenge in der Bauchgegend redete, war das fuer manche hier ein bisschen mehr Information, als sie wissen wollten. Aber fuer mich gehoert das eben alles dazu, das sind ganz natuerliche Ablaeufe wie Verstopfung, Duennpfiff, Blaehungen, Uebelkeit, und Harndrang, die die ersten drei Monate einer jeden Schwangerschaft bestimmen. Manche mehr, manche weniger. Und ich blieb immerhin komplett von der Kotzerei verschont, sondern hatte nur ein klein bisschen Uebelkeitsgefuehle, wenn ich zu wenig gegessen hatte. Aber ansonsten das volle Programm im Unterleib.

Und das setzte alles sehr schnell nach Empfaengnis ein. Erste Stufe: Die gleichen Vorboten des monatlichen Besuches aus Rothenburg (= BAD = Periode). Nur dass man dann eben nach einer Woche nicht mehr dran glaubt, dass der noch kommmt. Zu dem Zeitpunkt habe ich dann schon angefangen, mich haeuslich auf dem Klo einzurichten. Denn ploetzlich konnte kein Tropfen Fluessigkeit auch nur eine halbe Stunde warten, aus der Blase herausgelassen zu werden. Besonders nachts musste ich mindestens dreimal aufstehen, nachdem ich jedes Mal bereits eine halbe Stunde wach gelegen hatte, um mit Autosuggestion dem Harndrang Einhalt zu gebieten. Aber der war staerker. Gleichzeitig setzte ein Hungergefuehl ein, dass mindestens ebenso dringend und unangenehm war. Nicht so mit Appetit und Lust auf Essen, sondern eher so: “Wenn du mir nicht sofort was zu Essen runterwuergst, dann werde ich mich selbst auffressen und dich vielleicht doch noch zum Erbrechen bringen” Sprach der Magen um 4 Uhr morgens.
So hielt ich also neben mehreren Rollen Klopapier auch immer ein paar Snacks im Bad vorraetig. Da wird einem zum ersten Mal bewusst, dass das Baby nicht erst in’s Geld schlagen wird, wenn es auf der Welt ist, sondern bereits kraeftig zum Verbrauch von Klopapier und Essen im Haushalt beitraegt. Und dann waeren auch noch die ganzen Abneigungen gegen bestimmte Nahrungsmittel zu nennen. Mit gutem Willen und Vorsatz ging ich sofort daran, meine Ernaehrung auf extrem gesund umzustellen. So viel wie moeglich wird dem Baby zuliebe jetzt Bio gekauft, und das geht auch schoen in’s Geld. Aber lag das Gemuese und zarte Huehnchenfleisch dann erstmal auf meinem Teller, machte meine Speiseroehre die Schotten dicht. Besonders gruenes Gemuese und alle Sorten von Fleisch konnte ich gar nicht riechen. Manche Bissen habe ich mit zugehaltener Nase runter gezwungen, aber ansonsten habe ich mich auf die wenigen Nahrungsmittel gestuerzt, auf die ich voll Bock hatte: Keine sauren Gurken. Dafuer haette ich Milch, Obst, und besonders Orangensaft in Unmengen zu mir nehmen koennen. Geschmack- und geruchloses, wie Brot, ging auch.

Egal, was ich aas (sorry, dass kann ich ohne scharfes S nicht korrekt hier tippen, weil es sonst echt zu vulgaer wird), mein Bauch konnte sich einfach nicht entscheiden, ober er Verstopfung oder Duennpfiff bevorzugte. Blaehungen und damit ein Bauch wie im 6. Monat ging immer, aber zwischen den anderen beiden Laestigkeiten, ging es immer munter hin und her. Noch ein weiteres Zimperlchen war die unueberwindbare Muedigkeit. Obwohl es schwer zu sagen ist, ob die von den durchgemachten Naechten auf dem Klo, oder den Hormonen kommt – die hat es wirklich in sich. Wer mich bisher schon als muedes Maedchen kannte, der haette mich mal in den letzten drei Monaten sehen sollen. Um 8 Uhr abends ins Bett. Dazu jeden Tag Nickerchen nach dem Mittagessen. Ich fuehlte mich fast wie mein eigenes Baby – nur essen, schlafen, und pinkeln. Und dann wieder essen, schlafen, pinkeln.
Aber es gab auch positive Entwicklungen zu erleben. Besonders im “oberen Stockwerk” machten sich die Schwangerschaftshormone nuetzlich und sorgten fuer aussergewoehnliche Fuelle, die sehr anziehend auf meinen Mann wirkte. Er pruefte mindestens alle halbe Stunde ausgiebig nach, ob das jetzt real ist oder nur ein Traum. Der Traum wird noch ein paar Monate anhalten und auch sonst ist diese Schwangerschaft sehr aufregend. Es ist ein ganz neues Erlebnis mit vielen Ueberraschungen und Erfahrungen. Und ich freue mich schon auf die naechsten paar Monate.